Europa rückt zusammen. Die Mauern zwischen Ost und West
sind gefallen. Europa wird zum größten Wirtschaftsraum der
Welt. Wo gestern noch scheinbar unüberwindliche Mauern
waren, herrscht heute ein friedliches Miteinander. Aufeinander
zugehen, Verständnis aufbringen, aktiv teilnehmen am Leben
unserer europäischen Nachbarn, das sind die Eckpfeiler, auf
denen wir alle das friedliche Miteinander in Europa langfristig
sichern können.
-
Wie die Europäische Zusammenarbeit entstand.
Der verheerende Ausgang des Zweiten Weltkriegs hinterließ
ein hungerndes, zerschlagenes Europa. Die Sieger lebten in
Furcht vor den Besiegten; der Morgenthau-Plan des amerika-
nischen Finanzministers Henry Morgenthau jr. sah vor, daß
Deutschland zu einem reinen Agrarstaat gemacht werden sollte
ohne Industrie, damit es nie mehr für die anderen Länder Euro-
pas gefährlich werden könnte.
Der Streit zwischen den Siegern teilte den Kontinent, teilte
auch Deutschland. Die Besiegten ihrerseits trachteten danach,
den jungen demokratischen deutschen Staat so schnell wie
möglich aus der Isolierung herauszuführen.
Sehr bald nach dem Krieg tauchten erste Pläne auf, die west-
europäischen Länder zu einem Bundesstaat oder Staatenbund
zusammenzufügen, um ihnen nach jahrhundertelangen Kriegen
eine dauerhafte Friedensordnung zu geben. Winston Churchill,
Großbritanniens Premierminister, schlug 1946 in Zürich zum
erstenmal die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa
vor. Schon 1949 wurde von zehn europäischen Ländern -
zunächst ohne die Bundesrepublik Deutschland - der Europa-
rat in Straßburg gegründet. Die ursprüngliche Hoffnung, der
Europarat könne zum Kern eines vereinigten Europas werden,
scheiterten aber bald an den Bedenken Großbritanniens, das
seine Zukunft nach wie vor nicht in Europa, sondern im welt-
weiten Britischen Commonwealth sah.
Die eigentliche Geburtsstunde einer wirksamen politischen
Zusammenarbeit in Europa ist der 9. Mai 1950, der Tag an
dem der französische Außenminister Robert Schuman die
Gründung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und
Stahl (EGKS: kurz Montanunion) zwischen Deutschland und
Frankreich vorschlägt. Schumans Grundgedanke ist dabei
weniger ein wirtschaftlicher, als vielmehr ein politischer.
Durch die Verschmelzung der deutschen und der franzö-
sischen Grundstoffindustrie entsteht eine wirtschaftliche
Interessenverflechtung, die künftige Kriege zwischen den
"Erbfeinden" ausschließt. Konrad Adenauer, der erste
deutsche Bundeskanzler, geht sofort auf den Schumanplan
ein, obwohl er wirtschaftlich für Frankreich vorteilhafter
zu sein schien als für die junge Bundesrepublik Deutschland:
Er verschafft Paris Zugriff auf die knappe Energiequelle Kohle.
Für Adenauer ist klar, daß der Schumanplan die noch immer
unter alliierter Oberhoheit stehende Bundesrepublik Deutsch-
land rasch zum gleichberechtigten Partner der internatio-
nalen Völkerfamilie machen wird. Großbritannien, das eben-
falls zum Beitritt eingeladen wird, zeigt sich desinteressiert.
Die Commonwealth-Interessen haben weiter Vorrang. Da-
gegen beteiligen sich Italien, Belgien, die Niederlande und
Luxemburg an der Montanunion, die am 23. Juli 1952 ihre
Arbeit aufnimmt.
Quelle: EUROPA / Reihe 'Bürger-Information'.
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Bonn.
Juli 1979.
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Die Erklärung Robert Schumans vom 9. Mai 1950.
Was im und durch den Europarat nicht erreicht werden konnte,
das versuchte nun ein bedeutender Politiker auf anderem Weg
ins Werk zu setzen.
Am 9. Mai 1950 gab der damalige französische Außenminister
Robert Schuman mit Billigung seiner Regierung eine Erklärung
ab, in der er die Bildung eines gemeinsamen Marktes für Kohle
und Stahl vorschlug. In dieser Erklärung heißt es:
"Die französische Regierung schlägt vor, die Gesamtheit der
französisch-deutschen Kohle- und Stahlproduktion unter eine
gemeinsame Hohe Behörde zu stellen, in einer Organisation,
die den anderen europäischen Ländern zum Beitritt offensteht.
Die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlproduktion wird
sofort die Schaffung gemeinsamer Grundlagen für die wirt-
schaftliche Entwicklung sichern - die erste Etappe der euro-
päischen Föderation - und die Bestimmung jener Gebiete
Gebiete ändern, die lange Zeit der Herstellung von Waffen
gewidmet waren, deren sicherste Opfer sie gewesen sind."
Dieser Vorschlag schien zunächst sehr bescheiden zu sein;
trotzdem war er von fast revolutionärer Wirkung, denn zum
erstenmal gelang es, sechs europäische Staaten zu veranlassen,
daß sie sich auf einem bestimmten Gebiet einer über ihnen
wirkenden Autorität mit rechtsverbindlichen Befugnissen unter-
stellen.
Die Entstehung der Montanunion.
Sechs europäische Staaten stimmten diesem Plan zu, und schon
am 20. Juni 1950 traten die Bevollmächtigten Frankreichs, Italiens,
der Bundesrepublik Deutschland, Belgiens, der Niederlande und
Luxemburgs in Paris zusammen. Unter der Leitung des französi-
schen Wirtschaftspolitikers Jean Monnet arbeiteten sie in zehn
Monaten den Vertrag über die Gründung der Europäischen
Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) aus, der nach Unter-
zeichnung durch die Mitgliedsländer und Ratifizierung durch
deren Parlamente Mitte 1952 in Kraft trat. Am 10. August 1952
nahm in Luxemburg die Hohe Behörde unter Leitung von Jean
Monnet ihre Arbeit auf.
Durch die Montanunion wurde erstmals in Europa für einen be-
deutsamen Wirtschaftszweig ein übernationales Organ geschaffen.
Quelle: Lehr- und Informationsmappe für politische Bildung
'EUROPA / Die europäische Integration.'
Herausgegeben von der Europäischen Aktionsgemeinschaft, Bonn.
1968. Text und Redaktion: Claus Schöndube, Frankfurt / M.9
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