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Otto Wels, ein Vorkämpfer der Freiheit und des Sozialismus.

Verfasst: 09.09.2025, 11:58
von -sd-
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Otto Wels, ein Vorkämpfer der Freiheit und des Sozialismus.

Otto Wels, seit 1919 bis zu seinem Tod im Jahr 1939 Vorsitzender
des Parteivorstands der SPD, lebt im Geschichtsbewußtsein der
Deutschen vor allem wegen seiner mutigen Rede fort, mit der er
am 23. März 1933 das Nein seiner Partei zu Hitlers Ermächtigungs-
gesetz begründete. Diese Rede, gehalten inmitten einer vom Ter-
ror bestimmten Atmosphäre im Land und im Reichstag selbst,
gilt mit Recht als eine moralische Leistung von unvergänglichem
Wert. Dieses "für zwölf lange Jahre letzte öffentliche Bekenntnis
zu Demokratie und Rechsstaat" verfehlte nicht seine Wirkung.

(SS-Männer mit Revolvern umlagerten die 49 sozialdemokrati-
schen Abgeordneten sogleich nach ihrem Eintritt in den Sitzungs-
saal.)

Der britische Autor R. T. Clark schildert die Situation nach Görings
Worterteilung im Reichstag an Otto Wels wie folgt: "Für eine Se-
kunde verbreitete sich Totenschweigen im Hause, während von
draußen die drohenden Sprechchöre der SA hereindrangen. Weiß
bis an die Lippen, den Mund zusammengepreßt, mit harten Zügen,
in sichtbarem Bewußtsein der Schwere, des Ernstes und der Ge-
fahr des Augenblicks, bestieg Otto Wels ... langsam die Redner-
tribühne. Den Kopf leicht gesenkt, aber die stämmige Gestalt ge-
strafft, die Schultern hochgezogen, als ob er in ein Gewehrfeuer
hineinschritte."

Seine verschleierte Stimme klang tiefernst. Verhaltenes Pathos,
moralische Rechtfertigung, moralischer Appell. Eine Rede in der
denkbar schwierigsten Situation - anständig, mutig, zuweilen
sogar in gedämpfter Form aggressiv. Man fühlte den ganzen
Jammer heraus, der diese wohlmeinende, aber nicht vom Glück
verfolgte Partei befallen hatte.

Bleibende Verdienste kommen dem Parteimann Otto Wels zu:
Er hat durch unermüdlichen Einsatz und eiserne Konsequenz
die SPD während der zwanziger Jahre gegen alle Gefahren, ins-
besondere von links, als größte geschlossene Volkspartei er-
halten, und er hat durch entschiedene, durch die Erfahrungen
der Vergangenheit genährte Abwehr der seit 1935 einsetzen-
den Buhlversuche der Kommunisten dafür gesorgt, daß die SPD
ihren liberal-demokatischen Prinzipien in der schwersten Peri-
ode ihrer Geschichte treu geblieben ist und daß sie unkompro-
mittiert durch ein Bündnis mit den Kommunisten aus der Emi-
gration zurückkam.

Quelle:
Hans J. L. Adolph 'Otto Wels und die Politik der deutschen Sozi-
aldemokratie, 1894 - 1939'. Dietrich Schlegel in einer längeren
Buchbesprechung in der FAZ vom 15. September 1973.


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Otto Wels
(* 15. September 1873 in Berlin; † 16. September 1939 in Paris)
war ein sozialdemokratischer deutscher Politiker.

Wels war von 1919 bis in die Zeit der Exil-SPD während der Herr-
schaft der Nationalsozialisten SPD-Vorsitzender. Von 1912 bis 1918
war er Abgeordneter des Reichstags des Deutschen Kaiserreichs,
von 1919 bis 1920 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung
und von 1920 bis 1933 Abgeordneter des Reichstags der Weimarer
Republik. Otto Wels wurde bereits auf der ersten Ausbürgerungs-
liste vom 25. August 1933 nach der NS-Machtübernahme aufgelistet

Otto Wels wurde als Sohn eines Gastwirts in Berlin geboren. 1891
trat er in die SPD ein und begann gleichzeitig eine Lehre als Tape-
zierer. Nach Abschluß der Lehre arbeitete er in Berlin, Regensburg
und München. Von 1895 bis 1897 leistete er Militärdienst.

Wels besuchte die Parteischule der SPD und begann sich 1906
hauptamtlich politisch zu engagieren. Er wurde für den Verband
der Tapezierer gewerkschaftlich aktiv. Von 1907 arbeitete er als
Parteisekretär in Brandenburg und gleichzeitig in der Presse-
kommission des Vorwärts.

Seine Parteiarbeit war erfolgreich, so daß er 1912 für den Wahl-
kreis Calau-Luckau in den Reichstag einzog und ein Jahr später
auf Vorschlag August Bebels in den SPD-Parteivorstand wechselte.

Quelle: WIKIPEDIA

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Politische Laufbahn von Otto Wels, des Berliner Gastwirtssohns,
gelernter Tapezierer, seit 1905 hauptamtlicher Gewerkschafts-
sekretär und späterer Spitzenfunktionär der SPD. Sein Werdegang
ist der des klassischen Arbeiterführers: proletarische, kleinbürger-
liche Herkunft, Autodidakt mit Bildungshunger, Arbeiterbildungs-
akademie, Lieblingsdichter Heine, Freiligrath und Herwegh,
Lektüre der gesamten populären sozialistischen Literatur.

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