Niederlage der demokratischen Kräfte der Weimarer Republik.
Verfasst: 09.07.2025, 16:35
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Niederlage der demokratischen Kräfte der Weimarer Republik.
Auf die großen, schwierigen Aufgaben, vor die das Kriegsende
1918 und die Probleme der Republik die Arbeiterbewegung
stellten, waren die Gewerkschaften denkbar schlecht vorbe-
reitet. Dazu kam die Uneinigkeit der Gewerkschaften, die ja
Richtungsgewerkschaften waren - bis hin zu dem gar nicht un-
bedeutenden Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband.
Aber selbst die freien Gewerkschaften (in denen überdies
Arbeiter, Angestellte und Beamte getrennt organisiert waren)
hatten kein zukunftsweisendes gesellschaftspolitisches Kon-
zept - im Grunde wollten sie so weiteroperieren wie im wilhel-
mischen Deutschland, in dem sie sehr beachtliche sozialpoli-
tische Errungenschaften erreicht hatten. Allzu bald zeigte sich
aber die innere Schwäche der jungen Republik, die sich auch
auf keine historische Tradition stützen konnte und das Ergeb-
nis einer militärischen Niederlage, nicht eines revolutionären
Aufschwungs war.
Im März 1920, also kaum mehr als ein Jahr nach dem ruhm-
losen Ende der Monarchie, marschierten bei Nacht und Nebel
unter schwarzweißroten Fahnen die Truppen der Gegenrevo-
lution in Berlin ein. Die Reichsregierung war machtlos:
Vor den Putschisten Kapp, Lüttwitz, Ehrhardt flüchteten sie,
zusammen mit dem Reichspräsidenten Ebert. Aber in der
Stunde der größten Gefahr erhoben sich die Arbeiter, Ange-
stellten und Beamten ohne Unterschied der Parteien gegen
die verhaßten Freikorps.
Carl Legien, der Führer der freien Gewerkschaften, erkannte
die Forderung der Stunde: Er wollte an die Stelle der bürger-
lich-sozialdemokratischen Koalitätsregierung, die so kläglich
versagt hatte, eine Arbeiterregierung setzen, die von SPD
und USPD, den freien und den christlichen Gewerkschaften
gestützt werden sollte. Aber es kam nicht dazu: nur in der
Abwehr, nicht im Neuaufbau hat sich die republikanische
Mehrheit bewährt.
Warum haben die Gewerkschaften zwischen 1920 und 1933
nicht die Kraft gefunden, die ihr doch nach der Zahl ihrer
Mitglieder zugekommen wäre ?
Nur wenige erkannten die Gefahren einer Diktatur der NSDAP
rechtzeitig. Am 2. Mai 1933 wurden in ganz Deutschland die
Gewerkschaftshäuser durch die SA besetzt, die Gewerkschafts-
vermögen beschlagnahmt und die Führungsspitze in "Schutz-
haft" genommen. Um so bemerkenswerter ist es, daß sich
sofort nach der Machtergreifung Hitlers tausende sozialdemo-
kratischer, kommunistischer und christlicher Gewerkschaftler
in Stadt und Land zum illegalen Widerstand entschlossen.
Quelle: Walter Fabian in dem mehrseitigen Artikel
'Warum kapitulierten die Gewerkschaften ?' in der Mitglieder-
zeitschrift druck + papier, 8/1983, auszugsweise.
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Niederlage der demokratischen Kräfte der Weimarer Republik.
Auf die großen, schwierigen Aufgaben, vor die das Kriegsende
1918 und die Probleme der Republik die Arbeiterbewegung
stellten, waren die Gewerkschaften denkbar schlecht vorbe-
reitet. Dazu kam die Uneinigkeit der Gewerkschaften, die ja
Richtungsgewerkschaften waren - bis hin zu dem gar nicht un-
bedeutenden Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband.
Aber selbst die freien Gewerkschaften (in denen überdies
Arbeiter, Angestellte und Beamte getrennt organisiert waren)
hatten kein zukunftsweisendes gesellschaftspolitisches Kon-
zept - im Grunde wollten sie so weiteroperieren wie im wilhel-
mischen Deutschland, in dem sie sehr beachtliche sozialpoli-
tische Errungenschaften erreicht hatten. Allzu bald zeigte sich
aber die innere Schwäche der jungen Republik, die sich auch
auf keine historische Tradition stützen konnte und das Ergeb-
nis einer militärischen Niederlage, nicht eines revolutionären
Aufschwungs war.
Im März 1920, also kaum mehr als ein Jahr nach dem ruhm-
losen Ende der Monarchie, marschierten bei Nacht und Nebel
unter schwarzweißroten Fahnen die Truppen der Gegenrevo-
lution in Berlin ein. Die Reichsregierung war machtlos:
Vor den Putschisten Kapp, Lüttwitz, Ehrhardt flüchteten sie,
zusammen mit dem Reichspräsidenten Ebert. Aber in der
Stunde der größten Gefahr erhoben sich die Arbeiter, Ange-
stellten und Beamten ohne Unterschied der Parteien gegen
die verhaßten Freikorps.
Carl Legien, der Führer der freien Gewerkschaften, erkannte
die Forderung der Stunde: Er wollte an die Stelle der bürger-
lich-sozialdemokratischen Koalitätsregierung, die so kläglich
versagt hatte, eine Arbeiterregierung setzen, die von SPD
und USPD, den freien und den christlichen Gewerkschaften
gestützt werden sollte. Aber es kam nicht dazu: nur in der
Abwehr, nicht im Neuaufbau hat sich die republikanische
Mehrheit bewährt.
Warum haben die Gewerkschaften zwischen 1920 und 1933
nicht die Kraft gefunden, die ihr doch nach der Zahl ihrer
Mitglieder zugekommen wäre ?
Nur wenige erkannten die Gefahren einer Diktatur der NSDAP
rechtzeitig. Am 2. Mai 1933 wurden in ganz Deutschland die
Gewerkschaftshäuser durch die SA besetzt, die Gewerkschafts-
vermögen beschlagnahmt und die Führungsspitze in "Schutz-
haft" genommen. Um so bemerkenswerter ist es, daß sich
sofort nach der Machtergreifung Hitlers tausende sozialdemo-
kratischer, kommunistischer und christlicher Gewerkschaftler
in Stadt und Land zum illegalen Widerstand entschlossen.
Quelle: Walter Fabian in dem mehrseitigen Artikel
'Warum kapitulierten die Gewerkschaften ?' in der Mitglieder-
zeitschrift druck + papier, 8/1983, auszugsweise.
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