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Sportreporterin Sabine Töpperwin.

Verfasst: 10.06.2025, 10:49
von -sd-
Sie ist die Stimme von WDR2 Liga Live, die Pionierin der Sportberichterstattung
im Hörfunk, hat sich bei weit über 700 Spielen aus dem Stadion und von zwölf
Olympischen Spielen gemeldet, war Teamchefin Hörfunk der ARD bei der Fuß-
ball-WM 2006 in Deutschland: Nach über drei Jahrzehnten beendet Sabine Töp-
perwien, langjährige Leiterin der WDR2-Sportredaktion und zuletzt Chefin für
Personal und Finanzen auf dem crossmedialen Sportcampus, nun ihre berufliche
Karriere beim WDR und geht in den vorzeitigen Ruhestand.

Wir sprachen mit der 60-Jährigen über die schönsten Momente in ihrer Karriere
als Reporterin, über die Sportberichterstattung im Allgemeinen und über die
Bedeutung von Crossmedialität.

Erinnern Sie sich noch an den Tag ihres ersten Einsatzes, an den Moment, als Sie
sich zum ersten Mal aus dem Stadion meldeten ?

Natürlich weiß ich das noch, das war 1987 bei einem Spiel in der 2. Liga aus dem
Hindenburg-Stadion in Meppen. Hintergrund war aber, daß die männlichen Koll-
egen beim NDR keine Lust hatten, den weiten Weg in die "Provinz" zu fahren.
So kam ich zum Zuge. Mein erstes Bundesligaspiel war am 16. September 1989
die Partie St. Pauli gegen den HSV im Hamburger Volksparkstadion. Kurz vorher
war durchgesickert, daß ich als erste Frau ein Fußballspiel live im Hörfunk kom-
mentieren würde.

Wie schwer war es denn damals als Frau in der Sportberichterstattung ?

Es gab weit und breit keine andere Frau in der Live-Berichterstattung aus dem
Stadion. Dementsprechend gab es viele Briefe von Hörern. "Eine Frau auf dem
Heiligen Stuhl des Fußball-Reporters" – das könne doch nicht sein, hieß es beis-
pielsweise. Aber mein Bruder Rolf hatte mich auf das Experiment im Haifisch-
becken gut vorbreitet. Jedes Wort werde auf die Goldwaage gelegt, hat er ge-
warnt. Otto Rehhagel entgegnete mir mal, ich hätte doch noch nie den Schweiß
einer Kabine gerochen. Und Christoph Daum riet mir, lieber mal meinen Bruder
zu schicken.

Gibt es ein Spiel, das Sie niemals vergessen ?

Jeder Live-Einsatz in einem Stadion, jeder Abruf von Olympischen Spielen war
für mich ein riesen Highlight. Zum Beispiel die Kommentierung des ersten
deutschen Frauenfußball-Länderspiels im Rahmen der EURO 1989 im Ersten –
eine Premiere im deutschen Fernsehen.

Oder das Hin- und Rückspiel im UEFA-Cup-Finale 1997 zwischen Schalke 04 und
Inter Mailand. Das war eine unvergeßliche Reportage zusammen mit Manni
Breuckmann – und einem Happy End nach Efmeterschießen für Schalkes Euro-
fighter. Legendär war für mich auch das einzige deutsch-deutsche Champions-
League-Finale zwischen Dortmund und den Bayern aus dem Londoner Wembley-
Stadion. Aber auch die "Geisterreportage" 2017 in Dortmund, als ein Sprengstoff-
anschlag auf den BVB-Bus vor dem Champion-League-Viertelfinalhinspiel gegen
Monaco verübt worden war und ich die Hörer*innen den ganzen Abend informiert
habe, was abläuft – ohne daß das Spiel stattfand. Das werde ich nie vergessen.