Rettet unsere Jugendbildungsstätte Konradshöhe !

Kurzsichtigkeit und Geschichtsvergessenheit (fehlendes Geschichtsbewußtsein) der Verantwortlichen.
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-sd-
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Rettet unsere Jugendbildungsstätte Konradshöhe !

Beitrag von -sd- »

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Rettet unsere ver.di-Jugendbildungsstätte Berlin - Konradshöhe !

An den ver.di-Bundesvorstand

Lieber Kollege Frank Bsirske,
liebe Kolleginnen und Kollegen des ver.di-Bundesvorstands,


wegen der Dringlichkeit unseres Anliegens haben wir uns entschieden einen offenen Brief zu schreiben. Alle Unterzeichner/
innen des Briefs verbindet, daß sie in den Jahren des Bestehens der Jugendbildungs-, und Begegnungsstätte in Berlin-
Konradshöhe seit 1960 entweder Geschäftsführerin oder Geschäftsführer dieser Bildungsstätte waren oder als haupt-, oder
ehrenamtliche Funktionsträger/innen in dem Trägerverein Verantwortung für die Bildungsstätte trugen.

Wir sehen mit großem Unverständnis, daß die Gewerkschaft ver.di in einer Zeit, in der gewerkschaftliche und politische
Jugendbildung mehr denn je erforderlich ist, eine eigene Jugendbildungsstätte, die in den vergangenen Jahrzehnten eine
über die Region Berlin-Brandenburg hinaus, anerkannte politische Bildungsarbeit leistet, ohne Not schließt. Jährlich besuchen
hunderte Jugendliche die Einrichtung und erhalten hier die ersten Anstöße für ihre politischen und auch gewerkschaftlichen
Lebenswege, sie übertreten die Schwelle zu einer gewerkschaftlichen Einrichtung. Absolventen der Kurse dieser Bildungs-
stätten trifft man heute in führenden Positionen von Gewerkschaften, Parteien, dem Sport und anderen gesellschaftlichen
Organisationen.

Obwohl sich die Jugendbildungsstätte seit der ver.di-Gründung in der Landschaft der Einrichtungen der politischen Jugend-
bildung in Berlin behauptet hat, wurde sie vom ver.di-Landesbezirk Berlin-Brandenburg stiefkindlich, teilweise sogar ab-
lehnend behandelt. Liegt das etwa daran, daß hier die seit Jahrzehnten überkommene Auffassung etlicher Gewerkschafts-
funktionäre eine Rolle spielt, nach der sich gewerkschaftliche Bildung eher am Modell der "Kaderschmiede" zu orientieren
hat, als an den Herausforderungen einer kritischen, politischen Jugendbildung und den Lebens,- und Erfahrungswelten der
jungen Menschen. Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

Die Mitgliederentwicklung von ver.di zeigt in den vergangenen Jahren dramatische Verluste. Der Anteil der jungen Mitglieder
stagniert oder nimmt ab. ver.di-Bundeskongreßbeschluß ist es zwar, bis 2020 den Anteil jugendlicher Mitglieder von 5,6
Prozent auf mindestens 8,5 Prozent zu steigern. Wir fragen uns aber: "Ja, wie denn ?" Die Schließung gewerkschaftseigener
Jugendbildungsstätten, die noch dazu eine nicht unerhebliche öffentliche Förderung erhalten, ist aus unserer Sicht kein
geeigneter Weg.

ver.di begründet die Schließung intern mit einem direkten Sanierungsbedarf von mindestens 2,4 Mio. Euro. Das Argument
ist unfair, weil falsch. Geht man von einer energetischen Vollsanierung des Gebäudes und einer Ausrichtung auf eine
nachhaltige Bausubstanz aus, könnte eine derartige Summe zwar hochgerechnet werden, ein von ver.di in Auf-trag gege-
benes Gutachten vom 25.02.2011 kommt allerdings nur auf einen mittelfristigen Sanierungsbedarf von 720.000 Euro
(dabei werden zudem die zu erwartenden Zuschüsse, z.B. der KfW völlig ausgeblendet). Geht man von den realistischen
Notwendigkeiten aus, ist das Gebäude für seine Zwecke in einem zeitgemäßen Zustand, ohne aktuell notwendigen Instand-
haltungsbedarf. Wünschenswert waren (im Jahr 2011) Instandhaltungsarbeiten in einem Volumen von 165.000 Euro.
So steht es in dem Gutachten. Seit der Erstellung dieses Gutachtens sind bereits rund 350.000 Euro für Renovierung und
Sanierung in das Haus geflossen.

Ebenfalls unfair ist die Betonung des jährlichen Zuschusses an unsere Jugendbildungsstätte von 100.000 Euro aus dem
ver.di-Bundesbildungsetat. Dieser wird zwar dankenswerterweise geleistet, fließt aber regelmäßig "zurück" in die Kasse
der Vermögensverwaltung der ver.di, wandert also "aus der linken in die rechte ver.di-Hosentasche.

Das Haus hat eine sehr gute Auslastung, auch das spricht für bestehende Funktionalität und Akzeptanz bei den Zielgruppen.
In den vergangenen Monaten hat die Jugendbildungsstätte ihre Leistungsfähigkeit einmal mehr gezeigt, wenn -
in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaftssekretärinnen und -sekretären der ver.di - ein kollegiales Miteinander und
gegenseitige Unterstützung an den Tag gelegt werden (UNI Global Youth Conference Commerce Sector, 10. – 15.09.2016).

Worum geht es also ?
Es geht zum einen um einen ver.di-Landesbezirk, der seiner Bildungsstätte in den vergangenen Jahren keine oder wenig
Beachtung geschenkt hat und nun die Akteure vor Ort dafür verantwortlich macht. Es geht auch darum, daß die ver.di-
Vermögensverwaltung und der ver.di Bundesvorstand die Chance sehen, "Sachanlagen zu aktivieren" und so den ver.di-
Haushalt aufzubessern. Wir meinen: Negative Einnahmenentwicklung aufgrund von Mitgliederschwund darf man doch nicht
mit dem Verkauf von Jugendbildungseinrichtungen kompensieren ! Es geht vor allem um die Abschaffung einer Möglichkeit
der gewerkschaftlich-politischen Bildung für junge Menschen. Es geht um eine Immobilie, die 1957 dem damaligen DAG-
Landesverband zum Zwecke der politischen Jungendbildung und Jugendbegegnung übertragen wurde, nicht zum Zwecke
der Vermögensaufbesserung der Gewerkschaft. Erste "Interessenten / Investoren", die das Grundstück "entwickeln" wollen,
stellen sich bereits vor. Das Grundstück ist wegen seiner Haveluferlage für Entwickler/ Spekulanten attraktiv. Auch in
Konradshöhe und Umgebung kann man sehen, was Gentrifizierung bedeutet.

Wir schlagen folgende Alternative vor und bitten den ver.di-Bundesvorstand aber auch ehrenamtliche Gremienvertreter/
innen darum, sich der Thematik anzunehmen.
1. Die gegenüber dem Trägerverein ausgesprochene Kündigung des Mietvertrages wird zurückgenommen, ebenso die
gegenüber den Beschäftigten ausgesprochenen Kündigungen.
2. Der Mietvertrag wird zu gleichen Konditionen um zwei Jahre bis Ende 2018 verlängert.
3. Es wird umgehend eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des ver.di-Bundesvorstands, der
ver.di-Vermögensverwaltung, des ver.di-Landesbezirks und des Trägervereins gebildet, die ein nachhaltiges Nutzungs- und
Sanierungskonzept inklusive Finanzierungsplanung für die Einrichtung sowie eine Trägerkonstruktion, die die Verantwortung
von ver.di-Bundesvorstand und ver.di-Landesverband gleichermaßen einbezieht, erarbeitet und bis Ende 2017 vorlegt.
Sollte die Arbeitsgruppe zu dem Ergebnis kommen, daß das Verhältnis von Kosten und Nutzen eine Weiterführung der
Bildungsstätte nicht ermöglicht, wird gegenüber dem Trägerverein zum 31. Dezember 2018 die Kündigung ausgesprochen.

Unterzeichner (ehemalige Geschäftsführerinnen / Geschäftsführer):
Konrad Schülke / Klaus Pankau / Margit Hauck / Peter Bohl

Unterzeichner (ehemalige Vereinsvorsitzende):
Peter A. Bombe / Charles Mündler / Mark Roach / Ulrich Dalibor / Hartmut Friedrich

Ulrich Dalibor, Vorsitzender
Marianne von Heusinger, Stellvertretende Vorsitzende

Berlin, 30. November 2016

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ver.di-Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe e. V., U. Dalibor, Stößerstraße 18, 13505 Berlin
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