Begegnungsstätte 'Haus der DAG-Jugend Konradshöhe'.

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Begegnungsstätte 'Haus der DAG-Jugend Konradshöhe'.

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Bildungsstätte 'Haus der DAG-Jugend Konradshöhe' e.V.
Stößerstraße 18
13505 Berlin
Tel. 030 43 60 220

Vor 50 Jahren im Ortsteil Konradshöhe als Jugend- und Begegnungstätte
der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) gegründet.

Heute Tagungszentrum und Gästehaus der ver.di-Jugend in Berlin-Konradshöhe:
http://konradshoehe.verdi.de

Nach der Grundsteinlegung durch den damaligen Regierenden Bürgermeister von
West-Berlin Willy Brandt am 17. Juni 1959, wurde im März 1960 die Begegnungsstätte
'Haus der DAG-Jugend Konradshöhe' eingeweiht. Diese Begegnungsstätte sollte damals
vor allem dem Dialog zwischen jungen Menschen aus der damaligen DDR und denen
des Westteils der Stadt dienen.

Aus dem Haus, dem schon 18 Monate später durch den Bau der Berliner Mauer sein
ursprünglicher Zweck entzogen wurde – wurde im Laufe von fünf Jahrzehnten eine
Jugendbildungsstätte der Nachfolgegewerkschaft ver.di.

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17. Juni 1959: Der Westberliner Regierende Bürgermeister Willi Brandt legt den Grundstein
am Havelufer im Norden Berlins. Eröffnet wird der vom Berliner Baumeister Günter Schuckart
entworfene schlichte und lichte Gebäudekomplex im März 1960 als 'Begegnungsstätte
Haus der DAG-Jugend Konradshöhe e.V.' Der Bau der Mauer 18 Monate später vereitelt
das Ziel, den Dialog zwischen Westberliner und DDR-Jugendlichen zu fördern.

In den 60er Jahren beginnt die regelmäßige, von der DAG konzipierte Seminararbeit.

1962 kommen zum DAG-Bundesjugendtreffen tausende Jugendliche auf das Gelände
der Bildungsstätte am Havelufer.

Mit der bundesdeutschen Bildungsreform der 70er Jahre und dem Beschluß des West-
berliner Senats zu einem Gesamtbildungsplan wird das Haus 1979 umgebaut und erweitert.
Den Aufbruch zu mehr politischer Bildung und gewerkschaftlicher Interessenvertretung
begleitet Konrad Schülke, der bis 1980 das Haus leitet.

Mit Klaus Pankau, dem späteren Chef der IG Bau Berlin-Brandenburg, übernimmt 1980
ein Visionär die Leitung. Er sieht in der Bildungsstätte einen Schrittmacher für Innovationen
weg von Funktionärschulungen, hin zu offener politischer Jugendkulturarbeit.

Mitte der 80er Jahre wurden ein Teil des großen Freigeländes veräußert, ein Seminartrakt
angebaut und die Zimmer mit Naßzellen versehen.

Nach dem Mauerfall 1989 kann die Bildungsstätte zu ihrem ursprpünglichen Auftrag zurück-
kehren und Jugendarbeit im wiedervereinigten Deutschland leisten. Margit Hauk wird Leiterin.

Mit der Fusion von fünf Gewerkschaften zu ver.di im Jahre 2001 wird das Haus als Bildungs-
stätte in die Dienstleistungsgewerkschaft eingebracht.

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Der Landesjugendverband der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG)
Berlin klagte in den 50er Jahren über mangelnde Möglichkeiten für Jugend-
begegnungen, mangelnde Möglichkeiten für politische und gewerkschaftliche
Jugendbildung und wies auf die Notwendigkeit einer Unterbringungsstätte
für DAG-Jugendgruppen aus der Bundesrepublik hin.

Darüber hinaus sollte ein Ort geschaffen werden, an dem sich Jugendliche
aus Ost und West begegnen und austauschen könnten. Wo sollte eine solche
Begegnungsstätte entstehen, wenn nicht in Berlin, in Sichtweite der Sektoren-
grenze, die mitten durch die Havel verlief ?

Am Anfang der Politischen Bildung in Konradshöhe steht der Name Peter
Ulrich (1928-2011). Der damalige Landesjugendleiter war es, der zusammen
mit dem großen Gewerkschafter Siegfried Aufhäuser, bis 1958 Vorsitzender
des DAG-Landesverbandes Berlin, und Fritz Rettig als Vertreter des Bundes
vorstands der DAG die Initiative ergriff und den Bau eines Hauses für die
DAG-Jugend vorantrieb.

Auf dem bereits 1957 von der DAG-Vermögensverwaltung erworbenen Gelände
waren Peter Ulrich und seine Helfer schon bald aktiv. Ein Zeltplatz wurde
angelegt, eine behelfsmäßige Holzhütte errichtet. Peter Ulrichs Zeit als
Landesjugendleiter endete am 30. Juni 1959. So konnte er noch kurz vor
seinem Wechsel in die Jugendbildungsstätte 'Haus Naumburg der DAG' den
Start eines wichtigen Projekts erleben.

Nach der Grundsteinlegung durch den damaligen Regierenden Bürgermeister
von West-Berlin Willy Brandt am 17. Juni 1959, wurde im März 1960 die
Begegnungsstätte Haus der DAG-Jugend Konradshöhe eingeweiht. Diese
Begegnungsstätte sollte damals vor allem dem Dialog zwischen jungen
Menschen aus der damaligen DDR und denen des Westteils der Stadt dienen.
Doch der Mauerbau verhinderte diese Begegnungen. So wurde das Haus Ort
für Schulungen und Bildungsarbeit der DAG-Jugend, aber auch Unterkunft
für Berlin-Besucher/innen.

Verwaltet wurde das Haus der DAG-Jugend in der Bernburger Straße, es gab
noch keine eigenständige Verwaltung, keinen Leiter oder ein festes Bildungs-
team. Jedes Seminar hatte seine Dozenten / Dozentinnen mitzubringen.
Lediglich die "Herbergseltern" wohnten im Haus und waren feste Ansprech-
partner für Gäste und Seminarteilnehmer/innen.

Quelle:
http://www.verdi-bildungsstaette.de/50- ... ichte.html


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Mitgeteilt von Hans-Dieter Zemke.
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Garanten erfolgreicher Bildungspolitik.

Die IG Medien kam zur Gründung von ver.di mit zwei Schulungshäusern:
dem Seminar- und Tagungszentrum in Springen und dem Institut für
Medien und Kunst (IMK) in Lage-Hörste. Beide schrieben schwarze Zahlen.
Springen finanzierte sich selber, während Lage-Hörste sowohl mit Mitteln
der IG Medien wie des Landes NRW gefördert wurde.

"Das ver.di-Institut für Bildung, Medien und Kunst ist mit seiner inhaltlichen
Orientierung ein Garant für die Fortsetzung einer erfolgreichen Bildungs-
Tradition", schrieb der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske anläßlich des 50-
jährigen Bestehens 2004 in das Jubiläumsbuch 'Das Wunder von Hörste'.
Kurz nach dem 60. Jubiläum wurde verkündet, daß Ende 2015 eben
dieses Haus für immer geschlossen wird. Der Grund ? – Bundesvorstand und
Gewerkschaftsrat halten den zu erneuernden Brandschutz für zu teuer.
Ein Konzept für die vorhandenen zehn ver.di-Bildungsstätten hatte das für
Bildung zuständige ver.di-Bundesvorstandsmitglied Dina Bösch bis dato nicht
vorgelegt.

Das Heinrich-Hansen-Haus ? – "Wird verkauft", sagt Frank Wernecke, Bundes-
vorstandsmitglied für Finanzen. Die 25 Beschäftigten ? – Für sie kommt ein
Sozialplan. Die ver.di-Kolleginnen und Kollegen können auch in anderen
Häusern oder in guten Hotels geschult werden. Seit dem 11. Mai ist das
zur Beschlußlage geworden.

Gewerkschaftliche Heimat.

Die IG Medien – 1989 aus dem Zusammenschluß der IG Druck und Papier
und der Gewerkschaft Kunst hervorgegangen, sah Bildung als Kernelement
gewerkschaftlicher Politik und Praxis. "Sie soll so gestaltet sein, daß die
Mitglieder im Rahmen des solidarischen Zusammenwirkens zu selbständigem
Denken und selbstbewußtem Handeln befähigt werden," hieß es in der
Bildungskonzeption der IG Druck und Papier in den 80er Jahren. Daß Bildungs-
Veranstaltungen in eigenen Häusern und eben nicht in Hotels stattfinden,
war klarer Bestandteil dieser auf handlungsbereite und solidarische Identität
ausgerichteten Konzeption. Bedeuteten diese Orte doch "gewerkschaftliche
Heimat." Zudem konnten Mitglieder und ihre Familien dort für wenig Geld
Ferien machen.

Springen überlebte die Gründung von ver.di nur kurz. Nicht wenige Mitglieder
fühlten sich getäuscht. Nach der Schließung konnte das Haus lange nicht ver-
kauft werden. Inzwischen gehört es einer spirituellen hinduistischen Gemein-
schaft.

Jetzt also Lage-Hörste: Diese Bildungsstätte ist nicht irgendein Ort. 1952
wurde zuerst die Jugendbaracke vom dafür gegründeten grafischen Jugend-
verein aufgebaut; zwei Jahre später das 'Bergheim Hörste' als erste Bildungs-
stätte der 1948 gegründeten IG Druck und Papier eingeweiht. Diese etab-
lierte gewerkschaftliche Bildungsarbeit und vergrößerte das Haus. Die
Namensgebung 'Heinrich-Hansen-Haus' kam nicht von ungefähr. Heinrich
Hansen war in der NS-Zeit im gewerkschaftlichen Widerstand aktiv und
Gewerkschaftsvorsitzender bis 1962. Zum Bildungsprogramm gehörte die
Auseinandersetzung mit Faschismus und Neonazismus. Die 'Hörster Kultur-
tage' wurden aufgelegt; hier trafen sich 1984 erstmals die gewerkschaftlich
organisierten Erwerbslosen. In Kooperation mit dem Arbeitsamt Detmold
wurde von jungen Erwerbslosen die Jugendbaracke als modernes Jugend-
haus wieder hergestellt. Anfang der 90er Jahre entstanden die EDV-Schule
und ein Video- und Hörfunkstudio. 2001 fanden erstmalig die Tage der
Typographie statt.

Holger Menze, der 1977 als pädagogischer Mitarbeiter nach Hörste kam
und als Leiter bis 1992 blieb, beschreibt den von unterschiedlichen
Bildungsträgern und Projekten geprägten Alltag: Dieses Haus habe sich
immer weiter entwickelt – bewegt von gesellschaftlichen und gewerk-
schaftlichen Widersprüchen. Hier sei es gelungen, Interessen unter einem
einigenden Dach zusammenzubringen. Seit 61 Jahren können Kolleginnen
und Kollegen »politische Selbstbestimmung, betriebliche Mitbestimmung
und persönliche Beteiligung theoretisch erlernen und die praktische Um-
setzung der Demokratisierung diskutieren.« Kann man ein solches Haus
mal eben so per Beschlußlage erledigen ? CONSTANZE LINDEMANN

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Nicht irgendein Ort.
Geschichte und Zukunft gewerkschaftlicher Bildungshäuser.


Zehn eigene Bildungsstätten hat ver.di derzeit – eingebracht zur Gründung
2000 von den Mitgliedsgewerkschaften. Jahrzehntelang galten gewerkschafts-
eigene Häuser als Garanten erfolgreicher Bildungstradition. Doch diese Rolle
ist in Frage gestellt. Veränderte Ansprüche der Nutzer an Schulungsorte und
ihre Lage, zu geringe Auslastung, Investitionsstau, hohe Modernisierungskosten
oder auch zu erzielende Erträge aus etwaigem Immobilienverkauf gelten als
Argumente für eine zu prüfende oder bereits vollzogene Schließung.

Gegen den jüngsten Beschluß von Bundesvorstand und Gewerkschaftsrat zum
Aus für das 'Heinrich-Hansen-Haus' in Lage-Hörste im Teutoburger Wald regte
sich Widerstand. Auch die Zukunft der ver.di-Jugendbildungsstätte in Berlin-
Konradshöhe scheint ungewiß.

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Dina Bösch, ver.di-Bundesvorstand, zur Schließung von Lage-Hörste:

Wir hatten die extrem schwierige Frage zu beantworten, ob es angemessen
ist, über drei Millionen in ein einziges Haus zu investieren … Wenn wir tat-
sächlich investieren und bauen würden, müßte das Haus mindestens für ein
dreiviertel Jahr geschlossen werden … Das Haus als Immobilie ist das eine,
das Institut für Bildung, Medien und Kunst (IMK), das jetzt darin untergebracht
ist, das andere. ver.di ist Träger des IMK und bleibt es auch. Das Institut ist
ein zertifizierter und damit auch geförderter Bildungsträger in Nordrhein-
Westfalen und hat sich gute Standards in der Bildungsarbeit erarbeitet …
Wenn uns diese Baukosten nicht überrollt hätten, wäre niemand auf die Idee
gekommen, überhaupt ein Haus zur Disposition zu stellen. Die Bildungsstätten
sollen erhalten werden. Ich habe mich dafür stark gemacht, daß das Budget
von 1,39 Prozent des ver.di-Haushalts dafür stabil bleibt. Wir stehen zur
gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, das ist eine klare Sache und von der
jetzigen Entscheidung ganz unberührt ...

Ausführliches Interview: http://www.drupa.verdi.de

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Lage-Hörste muß bleiben !

Gebaut auch unter Einsatz der Mitglieder: Das Heinrich-Hansen-Haus
in Lage-Hörste, eröffnet 1954 als 'Bergheim Hörste'.

Fotos oben rechts und unten links: Appell der Beschäftigten Mitte März
2015 an den in der ver.di-Bundesverwaltung tagenden Gewerkschaftsrat.


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Idyllisch am Havelufer gelegen weckt das Grundstück immobiliendominierte
Begehrlichkeiten.

Fotos: Chr. v. Polentz / transitfoto.de ,
historische Aufnahmen: Archiv Heinrich-Hansen-Haus,
Archiv Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe.

Fotos unten: Willy Brandt rief zur Grundsteinlegung 1959 am Havelufer
zum deutsch-deutschen Dialog auf. Tausende Jugendliche hörten ihn.

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Gewerkschaftshäuser im Fokus.

Bei ver.di war's cool

Elke Weißer,
Leiterin der ver.di-Jugendbildungsstätte (JBS) Berlin-Konradshöhe,
zum Alltag und den Chancen ihres vom Verein 'ver.di JBS' getragenen Hauses.

Auch Eure Zukunft als ver.di-Jugendbildungsstätte ist gefährdet ?

Im Spätsommer kam die Nachricht, die wie ein Damoklesschwert über unserem
schönen Ort an der Havel schwebte: Die Begehrlichkeit an unserem großen
Grundstück direkt am Wasser ist so hoch wie nie. Von elf Millionen Euro
Verkaufserlös ist die Rede. Wird die ver.di-Immobiliengesellschaft IVG als
Eignerin dieser monetären Verlockung widerstehen ?

Die ver.di Jugend hat einen Antrag zum Erhalt und Ausbau des Hauses in den
Bundeskongreß eingebracht. Wenn sich auf politischer Ebene nichts ändert,
werden wir wohl Ende des Jahres die Kündigung unseres mit der IVG geschlos-
senen Mietvertrags in der Hand halten. Denn diesen Auftrag hat die gewerk-
schaftseigene Immobiliengesellschaft vom Aufsichtsrat bekommen.

Rechnet Ihr Euch nicht mehr ?

Im Gegenteil: Wir freuen uns über ein volles Haus. Bei einer Auslastung von
86 Prozent finanzieren wir uns selbst durch Senatsförderung in nicht uner-
heblicher Höhe als eine von acht Bildungsstätten in Berlin, über Projekt-
mittel und Vermietung. ver.di übernimmt den Großteil der Miete, die wir
an die IVG zahlen – aber mehr nicht. Wir haben die nächsten fünf Jahre
keinen größeren Investitionsbedarf.

2012/13 wurden 480.000 Euro für Dach und Heizung aufgewendet, das Haus
ist weitgehend in Schuß. Ein Verkauf wäre kurzsichtig. Denn dann geht –
abgesehen von fünfzehn Arbeitsplätzen - Größeres als ein Grundstück
verloren. 1.700 Jugendliche – zum Teil mit Migrationshintergrund – kommen
jährlich zu uns. Hier haben die meisten erstmals Kontakt zur Gewerkschaft.
Und nicht wenige sagen zum Abschied – hey, bei Euch war`s cool ...

Gewerkschaftliche Bildungsarbeit hat auch in Eurem Haus eine lange
Tradition und eine besondere deutsch-deutsche Geschichte


Am 17. Juni 1959 legte Willy Brandt, Regierender Bürgermeister von West-
berlin, den Grundstein für ein gewerkschaftliches Bildungshaus. Tausende
Jugendliche hörten seinen Aufruf zu deutsch-deutschem Dialog an diesem
Ort. Nach Eröffnung im März 1960 machte der Mauerbau diese Absicht zu-
nichte. Dennoch war das Haus am Havelufer gut besucht, jährlich kamen
2.000 Jugendliche, um sich mit gewerkschaftlichen Fragen vertraut zu
machen, Mitbestimmung zu lernen und zu feiern. Schwerpunkt ist seit jeher
die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Problemen – damals
u.a. zu Jugendprotestaktionen in der Frontstadt: antifaschistische Stadtrund-
fahrten führten nach Konradshöhe. Nach der Wiedervereinigung standen
politische Jugendkultur oder die deutsche Vergangenheit im Mittelpunkt.
Heute geht es um Arbeitsbedingungen, Globalisierung, Medien oder Rechts-
xtremismus. Der Spirit des Hauses ist urgewerkschaftlich.

Das Argument, eine Gewerkschaft sei in erster Linie ihren Mitgliedern
verpflichtet, ist nicht von der Hand zu weisen. Eure heutigen Seminar-
oder Workshopteilnehmer sind zumeist keine ver.di-Mitglieder
...


Sie sind es noch nicht. Wir bringen gewerkschaftliche Themen dort ein,
wo ver.di noch keinen Zugang hat, in Schulen, Ausbildungsträgern, Jugend-
einrichtungen. Wir bieten, was Jugendliche interessiert: von kritischer
Berufsorientierung bis zu Tanz-Workshops. Gerade hatten wir Flüchtlinge
aus dem Erstaufnahmelager Spandau bei uns. In einem Comic-Workshop
erzählten sie ihre Fluchtgeschichten. Für solche Projekte betreiben wir
einen hohen Aufwand. Übersetzt wird in Persisch, Arabisch oder Französisch.
Unser ganzes Team ist auf solche Anforderungen eingestellt. Was für die
Jugendlichen auch zählt, ist das old-fashioned Gruppenerlebnis: Auf der
Terrasse quatschen mit Blick übers Wasser in den Sonnenuntergang, Gitarre
am Lagerfeuer spielen, in Stockbetten schlafen, im Klettergarten abhängen.
Und immer bleibt der Eindruck haften: Wir waren bei ver.di.

Wie geht es weiter ?

Man muß wirklich anders als auf immobilienwirtschaftlicher Ebene diskutieren.
Ich wünsche mir mindestens fünf Jahre Ruhe, um gemeinsam mit interessierten
Partnern Zukunftsstrategien zu überlegen. Möglicherweise kann man mit
anderen Bildungsanbietern zusammengehen. Warum nicht mit der NGG, wir
haben viele Gruppen aus der Gastronomie bei uns. Ich bin es leid, als Leiterin
der Bildungsstätte zwischen ver.di-Bundesvorstand und Landesbezirk hin und
her geschickt zu werden und mag mich auch nicht mehr für mein Haus recht-
fertigen. Doch das vom Gewerkschaftsrat 2002 beschlossene Fortführungskon-
zept und die Entwicklungsgeschichte des Hauses lassen es für ver.di nicht zu,
sich klammheimlich aus der Verantwortung zu stehlen.

Interview: BETTINA ERDMANN

Quelle: sprachrohr 3 | 15

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Freundlicherweise mitgeteilt von Hans-Jörg Peemann, Berlin.
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