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Jeanette Wolff geb. Cohen
* am 22. Juni 1888 in Bocholt,
+ am 19. Mai 1976 in Berlin,
[] in einem Ehrengrab auf dem Friedhof
der jüdischen Gemeinde in Berlin-Westend.
Jeanette Wolff war eine Politikerin in der SPD.
Nach der 'Machtübernahme' durch die NSDAP wurde sie
wegen ihres Wahlkampfengagements für die SPD verhaftet
und zwei Jahre lang in 'Schutzhaft' gehalten.
Einzig Jeanette und ihre Tochter Edith haben aus den
Familien Wolff und Cohen den Holocaust überlebt.
Nach ihrer Befreiung widmete sich Jeanette Wolff
ganz der Politik. Auf kommunaler Ebene wurde sie in Berlin
aktiv und war von 1946 bis 1951 Stadtverordnete.
Aufgrund der Erhöhung der Zahl der Berliner Abgeordneten
rückte sie am 1. Februar 1952 in den ersten Deutschen
Bundestag nach und gehörte ihm bis 1961 an.
Von 1957 bis 1963 war Jeanette Wolff
stellvertretende Vorsitzende des Gewerkschaftsrats
der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG).
Mehr in der WIKIPEDIA-Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jeanette_Wolff
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Mitgeteilt von Hans-Dieter Zemke, Kornwestheim.
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Wer war Jeanette Wolff ?
Jeanette Wolff (geborene Cohen) wurde als erste Tochter eines jüdischen Kaufmanns
am 22. Juni 1888 in Bocholt geboren. Sie verlebte ihre Kindheit in Bocholt. Nach Ab-
schluß der Volksschule begann sie 1904 eine Ausbildung zur Erzieherin in Brüssel. Dort
fand sie zur Politik und trat 1905 der Sozialdemokratischen Partei bei.
Nach zwei schweren Schicksalsschlägen - dem Verlust ihrer ersten Tochter Margarieta
und ihrem ersten Mann Philipp Fuldauer - vertiefte sie sich in ihre Arbeit als Erzieherin
und bildete sich in Abendkursen weiter. Im Jahre 1911 heiratete sie den Kaufmann
Hermann Wolff, mit dem sie drei Töchter bekam. Sie betrieben gemeinsam eine kleine
Textilfabrik in Bocholt.
Quelle:
Jeanette-Wolff-Schule am Mengeder Markt in Dortmund:
http://jeanette-wolff-schule-dortmund.de/wordpress/schule/wer-war-jeanette-wolff/
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Jeanette Wolff 'Mit Bibel und Bebel … '
Jeanette Wolff, geborene Cohen, wurde am 22. Juni 1888 in Bocholt geboren und verstarb
am 19. Mai 1976 in Berlin. Sie war journalistisch tätig, aber ihr Hauptbetätigungsfeld war
die Politik. Bereits seit 1905 gehörte sie SPD an, in der sie aktiv bis zu ihrem Ende arbeitete.
Bereits ihr Vater war ein aufrechter Sozialdemokrat und durfte deshalb als jüdischer Lehrer
nicht unterrichten, so lebte die Familie Cohen vom Textilhandel, mehr recht als schlecht,
doch die jüdischen Wurzeln, der Glauben, war immer ein Quell der Stärkung innerhalb der
Familie, etwas was Jeanettes Leben tief prägen sollte. Jeanette Cohen war die älteste einer
großen Kinderschar, die 1904 eine Ausbildung zur Kindergärtnerin in Brüssel absolvierte.
Nach fünf Jahren kehrte sie nach Bocholt zurück, machte dort ihr Notabitur und wollte
studieren, doch sie lernte ihren späteren Ehemann, den Kaufmann Hermann Wolf kennen,
den sie 1911 heiratete. Ihr Ehemann kam aus einer eher konservativen jüdischen Familie,
so daß ihre Familie der Heirat skeptisch gegenüber stand, da diese fest im sozialistischen
Milieu angesiedelt war. Doch Jeanette und ihr Mann setzten sich über alle Bedenken hinweg,
gründeten ein Textilunternehmen und hatten drei Töchter. Später erzählte Jeanette Wolff,
nicht ohne stolz, daß sie das erste Unternehmen waren, das bereits 1912 den 8-Stunden-Tag
eingeführt hatte und sie damit sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Im Ersten Weltkrieg
mußte Jeanette Wolff den kleinen Betrieb alleine weiterführen, weil ihr Mann und ihr
Schwager zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Neben ihrer Arbeit in der Firma, im Haus-
halt und als Mutter arbeitete sie weiter engagiert in der Partei. 1916 wurde sie zum ersten
Mal in ein Amt gewählt: Sie wurde Mitglied der Bocholter Armenkommission.
Nach dem kläglichen Zusammenbruch des kaiserlichen Obrigkeitsstaats wurde Jeanette
Wolff im Frühjahr 1919 in die Bocholter Stadtverordnetenversammlung gewählt. Bis 1932
war sie Stadträtin, neben der Belastung durch Betrieb, Haushalt und die Erziehung der
Kinder. Sie gehörte dem Ausschuß für private Wohlfahrtspflege an, war Mitglied in der
Rechnungskommission und im Gesundheitsausschuß. Auch innerhalb der westfälischen SPD
übernahm sie in den 20er Jahren mehr und mehr Ämter. Sie fiel vor allem durch ihre ge-
schliffenen Reden auf, in denen sie auch vor Kritik an den eigenen Genossen nicht sparte
und mehr gegenseitige Toleranz forderte. Hauptthema ihres politischen Engagements wurde,
neben der Kommunalpolitik, die Auseinandersetzung mit den rechten Feinden der jungen
Demokratie. Früh schon warnte sie vor der NSDAP. Den 'Stürmer', das antisemitische Kampf-
blatt der NSDAP, hatte sie ebenso aufmerksam gelesen wie Hitlers 'Mein Kampf'. In den
Wahlkämpfen wetterte sie mit scharfer Zunge und wohl vorbereiteten Argumenten gegen
die Nazis. Jeanette Wolff scheute nicht einmal davor zurück, sich in Wanne-Eickel während
einer NS-Parteiversammlung an das Rednerpult zu mogeln und Joseph Wagner, den späteren
NS-Gauleiter für Westfalen-Nord, öffentlich bloßzustellen. Die Rache der 'Braunhemden'
ließ nicht lange auf sich warten. Am Tag der Reichstagswahl vom 05. März 1933 wurde
Jeanette Wolff von SA-Leuten in 'Schutzhaft' genommen. Zwei Jahre blieb sie inhaftiert.
Im April 1935 kehrte sie zu ihrer Familie zurück, die inzwischen nach Dortmund verzogen
war. Den Betrieb in Bocholt hatte ihr Mann aufgeben müssen; eine Tochter hatte nur
klammheimlich noch Stoffe bei den Bauern auf dem Land verkaufen und so Geld zum
Lebensunterhalt verdienen können. In Dortmund konnte die Familie nur mit Mühe Unter-
schlupf finden. "Juden unerwünscht" – hieß es allerorten. Die Familie Wolff sah sich zahl-
losen Drangsalierungen und dem offenen Terror der Nazis ausgesetzt, der in wenigen
Sätzen kaum zu beschreiben ist: Der Überfall während der Reichspogromnacht, bei
dem SA-Leute um ein Haar die 85jährige Mutter aus dem dritten Stock der Dortmunder
Wohnung geworfen hätten; die Zwangseinweisung der Familie in heruntergekommenen,
so genannten 'Judenwohnungen' und schließlich die düstersten Jahre ihres Lebens, die
Jahre der Deportation. Im Januar 1942 wurde die Familie getrennt. Die Mutter und ihre
hochbetagte Schwiegermutter wurden in das Konzentrationslager Theresienstadt depor-
tiert, wo sie an Mißhandlungen und Unterernährung starben. Eine Tochter wurde in das
Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt, wo sie 1944 von einem SS-Mann
erschossen wurde. Jeanette Wolff und ihr Mann wurden nach Riga deportiert. Im Arbeits-
lager Kaiserwald herrschten mörderische Bedingungen. Unter den alltäglichen Qualen
des SS-Terrors mußte sie und tausende anderer Zwangsarbeit leisten. In den letzten
Kriegswochen wurden beide nach Stutthof, ein Konzentrations- und Vernichtungslager
in der Nähe von Gdansk transportiert. Hier sah Jeanette Wolff ihren Mann zum letzten
Mal; er wurde weitergeschleust in Richtung Konzentrationslager Flossenbürg, kam dort
aber nie an. Ausgehungert und entkräftet wurde er wenige Tage vor Kriegsende von
einem SS-Kommando in der Oberpfalz ermordet. Jeanette Wolff wurde 1945 von der
sowjetischen Armee befreit. Sie kehrte nach Deutschland zurück und blieb in Berlin.
Von ihrer Familie hatte einzig ihre Tochter Edith überlebt.
Im Bezirk Neukölln nahm sie eine Stelle im Entschädigungsamt für NS-Opfer an, schrieb
aber gleich wieder für die neu entstandene SPD-Zeitung. Ferner schrieb sie ihre noch
frischen Erinnerungen mit dem Titel 'Mit Bibel und Bebel' auf. Im Sommer 1946 erhielt
sie das Angebot, bei der angesehenen amerikanischen Illustrierten 'Life' zu arbeiten.
Doch Jeanette Wolff lehnte ab. "Ich war der Ansicht, daß ich in Deutschland notwendiger
gebraucht würde als Jüdin, als aufrechter Demokrat und Sozialdemokrat." In allen drei
Beziehungen engagierte sie sich in den folgenden Jahren: mutig, temperamentvoll und
besonnen, wie ihr Freunde und auch politische Gegner bescheinigten. Sie beteiligte sich
am Aufbau der Jüdischen Gemeinde in Berlin, und sie zählte zu den profiliertesten Gegnern
der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur 'Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands',
der SED. Jeanette Wolff wurde Berliner Stadtverordnete; zwischen 1951 und 1961 vertrat
sie die geteilte Stadt als Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Hier setzte sie sich haupt-
sächlich für die Entschädigung der NS-Opfer ein. In Haushaltsdebatten rechnete sie penibel
vor, mit welch hohen Pensionen ehemalige Nazi-Funktionäre und Generäle von Staats wegen
versorgt wurden, während die NS-Opfer und ihre Hinterbliebenen noch immer auf angemes-
sene Entschädigung warteten. Wiederholt auch kritisierte sie, daß nicht wenige Nazis in
Staat und Gesellschaft wieder Amt und Würden bekleideten. Jeanette Wolff bemängelte,
daß sich die junge westdeutsche Republik zu wenig mit der 'jüngsten Vergangenheit' aus-
einandersetze – ein Thema, mit dem sie auch innerhalb ihrer Partei mehr als einmal aneckte.
Herbert Wehner, einer ihrer besten Freunde, stärkte ihr immer wieder den Rücken, wenn
sie an der Wand des Schweigens der 50er Jahre zu zerbrechen drohte. So unermüdlich sie
sich in der Politik einsetzte, Politik war ihr nicht alles im Leben. Sie, die aus ihrem jüdischen
Glauben Energie schöpfte, hatte sich schon früh am Aufbau der jüdischen Gemeinde in Berlin
beteiligt. Zwischen 1965 und 1975 war sie stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der
Juden in Deutschland, Seite an Seite mit dem TV-Entertainer Hans Rosenthal, der sie als sein
Vorbild bezeichnete, als "eine großartige Frau und kluge Politikerin". Eine andere Wegge-
fährtin bemerkte: "Ihre ungewöhnliche Vitalität stellte sie in den Dienst der Versöhnung,
der Bekämpfung von Vorurteilen und Haß." Jeanette Wolff habe sich für ein gutes Verhältnis
gerade zwischen Juden und Christen eingesetzt … "keine selbstverständliche Haltung für eine
Jüdin, die so gelitten hatte".
Kurz vor ihrem Tod hatte die 88jährige Jeanette Wolff ihr treibendes Motiv folgendermaßen
umschrieben: "Ich habe überlebt, und das verpflichtet mich im Namen der Toten und Lebenden,
mitzuhelfen zur Verständigung unter den Menschen." Sie wurde mit vielen Auszeichnungen
geehrt: mit dem Ehrentitel 'Stadtälteste von Berlin' ausgezeichnet, sie wurde zum Ehrenmit-
glied der Internationalen Liga für Menschenrechte ernannt, sie erhielt das Bundesverdienst-
kreuz und vieles mehr. Jeanette Wolff wurde 1976 in einem Ehrengrab auf dem Friedhof der
jüdischen Gemeinde in Berlin-Westend beigesetzt.
Quelle: sunday news / das online Magazin, Jahrgang 3
http://sunday-news.wider-des-vergessens.de/?p=6005
Autorin des vorstehenden Artikels vom 22. Juni 2012: Rena Jacob
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Jeanette WOLFF
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