Kurt Schumacher.

Menschen und Charaktere. Herausragende Persönlichkeiten der gewerkschaftlichen Angestelltenbewegung.
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-sd-
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Kurt Schumacher.

Beitragvon -sd- » 15.09.2019, 09:24

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Biographie Dr. Kurt Schumacher:
https://www.hdg.de/lemo/biografie/kurt-schumacher


Portrait des Politikers Dr. Kurt Schumacher, der nach Kriegsende
eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau der SPD einnimmt.
:
https://www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/ ... acher.html


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Der Tod Dr. Schumachers.

Die Restauration der Parteien stellte nach dem Zusammenbruch auch die SPD vor eine
schwere Aufgabe. Der Gegner, dem der Marxismus einst Größe und Emporkommen
verdankte, war verschwunden. Unter den Millionen Entwurzelten und Enterbten, dem
neuen Proletariat eines barbarischen Zeitalters, befanden sich die "Junker und Schlot-
Barone", Bauern, Arbeiter, Intelligenz, Techniker, Kaufleute, das Bürgertum — kurzum
eine neue klassenlose Schicht gewissermaßen, mit deren bitteren Ende auch die alten
Schlagworte aus der Zeit der ersten Republik unter Schutt und Trümmern begraben lagen.

Wenn es der SPD glückte, wenigstens zum Teil neue Wege zu beschreiten und sich von
den verstaubten Prinzipien einer Vergangenheit zu befreien, so war das nicht zuletzt
ihrem Parteiführer zu danken. Dr. Schumacher bewies, daß die SPD nicht nur interna-
tional ausgerichtet sein sollte, sondern auch ein sehr deutsches Gesicht hatte. Und
wenn der Vorwurf erhoben wurde, wie es nur allzu oft geschah, er sei nationalistisch
oder nationaler als mancher Nationalist, so mag es eben daran gelegen haben, daß alle
Leute eben anderes von der SPD erhofften, als einen aufrechten Patrioten an ihrer
Spitze zu sehen.

Der Tod Schumachers hat übrigens auch bei den Gegnern seiner oft allzu starren Op-
position, der das Konstruktive in der Tat zu mangeln schien, deshalb aufrichtiges Mit-
gefühl ausgelöst, weil hier ein tragisches Leben, wie es den Anschein hat, vorzeitig zu
Ende ging. Nach bitteren Jahren im KZ, nach schwerer Krankheit, die Dr. Schumacher
mit seinem Willen gemeistert zu haben schien, trat er von der Bühne, ohne jene Macht
in Händen gehabt zu haben, nach der es den Tatendurstigen verlangte. Er war West-
preuße, stammte aus Kulm, und wenn auch sein gegenwärtiges politisches Programm
nicht allzu oft die Möglichkeit gab, zur Frage der Charta der Heimatvertriebenen offen
Stellung zu nehmen, so stellte doch Schumacher die gesamtdeutsche Frage leidenschaft-
lich in den Vordergrund aller politischen Erwägungen, und zwar in der Überzeugung,
daß die Wiedervereinigung mit der Mittelzone die erste Voraussetzung für eine euro-
päische Lösung auch der Oder-Neiße-Frage war, die er stets entschlossen forderte.

So geben wir der Hoffnung Ausdruck, daß auch der neue Parteivorsitzende der SPD
Dr. Schumachers Grundsätze bewahren und die SPD durch alle Unordnung und Ver-
wirrung hindurchführen und uns die Gewißheit geben wird, daß in ihrer Konzeption
die Rückgewinnung unserer Heimat, die auch die Heimat Schumachers war, jenen
Platz einnimmt, der ihr als einem gesamtdeutschen Anliegen gebührt.

Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 05. September 1952

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