Gespräche mit Roland Issen.

Menschen und Charaktere. Herausragende Persönlichkeiten der gewerkschaftlichen Angestelltenbewegung.
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-sd-
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Gespräche mit Roland Issen.

Beitragvon -sd- » 02.03.2018, 21:34

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Gespräche mit Roland Issen.

„… man muß immer wieder einen kleinen Anstoß geben“ -
Von der DAG zur Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di


Der 80. Geburtstag von Roland Issen im Januar 2018 bot Anlaß für Gespräche mit
dem ehemaligen DAG-Vorsitzenden über die Entwicklung der Gewerkschaften nach
1945, über Politisches und über Privates. Die Gespräche wurden in der ver.di-
Broschüre 'Zur Person: Roland Issen' festgehalten.

Aus dem Vorwort:
Das politische Wirken von Roland Issen war geprägt vom Willen, die Gewerkschafts-
bewegung neu auszurichten. Wo er Führungsfunktionen übernahm, suchte er stets
die damit verbundenen Handlungsmöglichkeiten; und nutzte sie zum Wohle der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Als Roland Issen 1987 in Hannover zum Vorsitzenden der Deutschen Angestellten-
Gewerkschaft (DAG) gewählt wurde, beobachteten der DGB und seine Mitglieds-
gewerkschaften dies mit distanziertem Interesse. Noch war die DAG für sie eine
konkurrierende Organisation.

In der Nachkriegszeit hatten die Gewerkschaften sich untereinander über die Frage
nach der besten Organisationform für die Angestellten zerstritten. Das Ergebnis war
1948 die Loslösung der DAG vom DGB und die Gründung der Gewerkschaft Handel,
Banken und Versicherungen (HBV) als Gegenorganisation zur DAG.

Diese Spaltung der Gewerkschaftsbewegung zu überwinden, das wurde Rolands
großes Ziel. Er verfolgte dieses Ziel mit ruhiger Beharrlichkeit, mit Weit- und Zu-
versicht, mit Geduld und Geschick, ließ sich von Rückschlägen nicht irritieren und
wurde anderen zum wichtigsten Partner auf diesem Weg. Ihm war klar, daß die
Gegnerschaft unter den Gewerkschaften keine Sieger kannte und die Bewegung
insgesamt nur geschwächt hatte.

Noch auf dem DAG-Bundeskongreß 1987 in Hannover reichte Roland Issen in seinem
Grundsatzreferat den anderen Gewerkschaften die Hand zur Zusammenarbeit. Es
kam zu ersten Gesprächen in vertraulicher Runde, und schon bald zeigte seine Arbeit
Wirkung. Die Aufnahme der DAG in den Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) 1990
war der erste Schritt. Es folgten Kooperationsverträge der DAG mit der Gewerkschaft
ÖTV 1994, mit der HBV 1995, und bereits drei Jahre später wurde mit der Hamburger
Erklärung von DAG, DPG, HBV, IG Medien und Gewerkschaft ÖTV der Grundstein zu
ver.di gelegt.

Damit hatte Roland Issen nicht nur ganz maßgeblich Anteil daran, daß die Spaltung
der Gewerkschaftsbewegung überwunden werden konnte, sondern leistete auch einen
entscheidenden Beitrag dazu, die gewerkschaftliche Interessenvertretung der Beschäf-
tigten im Dienstleistungssektor und der dienstleistungsnahen Industrie zu stärken.
Die ver.di-Gründung im März 2001 war die Krönung seines Wirkens.

Die Gewerkschaftslandschaft heute würde ohne Roland Issen anders aussehen. Daß es
mit ver.di heutzutage eine starke Vereinte Dienstleitungsgewerkschaft für die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland gibt, verdanken wir in hohem Maß
Roland Issen – ein großes Vermächtnis, dessen Bewahrung und Fortführung uns Ansporn
und Aufgabe zugleich ist.

Frank Bsirske, ver.di-Vorsitzender

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Lieber Kollege Sommerfeld, das ver.di-Mitgliedernetz hat über den 80. Geburtstag
und die Broschüre dazu informiert. Die Broschüre kann kostenlos per E-Mail bei ver.di,
Hartmut Simon / Mailto: hartmut.simon@verdi.de angefordert werden.
Rüdiger Tölg, ver.di-Senioren Hamburg

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