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E. Heitmanns lebenslanger Kampf gegen Krieg und Faschismus.

Verfasst: 13.01.2018, 14:42
von -sd-
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Emil Heitmanns lebenslanger Kampf gegen Krieg und Faschismus.

Unbeirrbarer Kämpfer gegen den Faschismus.
Senat ehrt den 81 Jahre alten Hamburger Emil Heitmann.


http://dag-forum.de/dag-bilder/personen/kaempfer-heitmann.jpg

Quelle: Hambuger Abendblatt, 7. Juni 1993.

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Emil Heitmann
* am 6. November 1912, + am 24. Juli 1995, [] Hamburg-Ohlsdorf.


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Emil Heitmann und Walter Wächter waren im Hamburger Widerstand aktiv. Sie
wurden deshalb verhaftet, gemeinsam angeklagt und verurteilt. Beide waren
mehrere Jahre im KZ Fuhlsbüttel und im Bremer Zuchthaus Oslebshausen inhaf-
tiert. Nach ihrer Haftent­lassung 1938 verloren sich die beiden Männer für immer
aus den Augen.

Walter Wächter floh aus Deutschland und lebte bis zu seinem Tod 1983 in
Schweden. Emil Heitmann blieb in Hamburg und wurde als politisch Vorbe-
­strafter im Krieg zum Bewäh­rungsbataillon 999 eingezogen. Nach Kriegsende
arbeitete er in Hamburg als Ingenieur und engagierte sich bis zu seinem Tod
1995 u.a. für die Einrichtung und den Erhalt der Gedenk­stätte Plattenhaus
Poppenbüttel.

Quelle: KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

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Zum Tode von Emil Heitmann.

Unsere Geschichtswerkstatt hat ein engagiertes Mitglied verloren:
Am 24. Juli 1995 verstarb Emil Heitmann. Trotz seiner schweren Krankheit
hatte er noch zugesagt, an unserer Exkursion ins ehemalige KZ Wittmoor am
3. September letzten Jahres teilzunehmen.

Von Emils Persönlichkeit und Sachkenntnis wurden viele unserer Veran-
staltungen und besonders die Stadtteilrundgänge durch Fuhlsbüttel geprägt.
Nur wenige Menschen konnten so überzeugend ihre durch Verfolgung und
politischen Widerstand gemachten Erfahrungen vermitteln; nicht mit erho-
benem Zeigefinger, sondern mit leisem Humor und einer positiven Lebens-
einstellung!

Emil Heitmann wird am 6. November 1912 geboren. Sein Vater fällt im
Ersten Weltkrieg, so daß seine aus England stammende Mutter die Familie
allein durchbringen muß. Vielleicht lag in diesem Verlust der Keim für Emils
lebenslangen Kampf gegen Krieg und Faschismus. Als Siebzehnjähriger en-
gagiert er sich in der SAJ und beginnt zugleich sein Ingenieurstudium.

Wegen der Verteilung von politischen Flugblättern wird er 1933 verhaftet
und kommt ins KZ Wittmoor, anschließend ins Kola-Fu. Dort lernt er Willi
Bredel und andere verhaftete Kommunisten kennen und schätzen. Von
dem halbherzigen Widerstand vieler Sozialdemokraten enttäuscht, schließt
er sich der illegalen KPD an. Nach seiner Haftentlassung findet er mit viel
Glück eine Anstellung als Ingenieur bei CHF Müller. Bereits 1935 wird er
erneut verhaftet und wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu drei Jahren
Zuchthaus verurteilt. Die Haftzeit muß er in Bremen-Oslebshausen absitzen.
In den Jahren 1938 bis 1942 arbeitet wieder bei CHF Müller.

Im Februar 1942 wird er in das Bewährungsbatallion 999 eingezogen und
in Italien eingesetzt. Dort knüpft er Kontakte zu den italienischen Partisanen.

Aufgrund seiner qualifizierten Ausbildung wird er 1943/44 noch einmal nach
Deutschland zurückbeordert und arbeitet in Neustadt bei der Marine als
Leiter eines Entwicklungsbüros für elektronische Röhren. In der Endphase
des Zweiten Weltkrieges wird Emil erneut in eine Nachrichteneinheit des
Bewährungsbatallions 999 gepreßt. Nach Einsätzen in Italien und Frankreich
gelingt es ihm, sich im März 1945 in amerikanische Gefangenschaft abzusetzen.

Nach Deutschland zurückgekehrt nimmt er seine Arbeit bei Röntgen-Müller
wieder auf und wird Leiter der Konstruktionsabteilung. Sein politisches En-
gagement ist ungebrochen: er ist aktiv in der KPD und VVN, Gründungs-
mitglied der DAG
und Vorsitzender des Entnazifizierungsausschusses
bei CHF Müller.

Leider konnte Emil nicht mehr das Erscheinen unseres Buches 'Fuhlsbüttel
unterm Hakenkreuz' erleben. In dem Beitrag 'Ausgebeutet und vergessen:
Ausländische Zwangsarbeiter in Fuhlsbüttel und Ohlsdorf' von Hans-Kai Möller
ist ein Teil des umfangreichen Materials über Röntgen-Müller, das Emil uns
zur Verfügung stellte, verarbeitet.

Emil hat die Arbeit der Bredel-Gesellschaft nicht als zahlendes Mitglied verfolgt,
sondern immer wieder Impulse gegeben. Mal rief er an, oft schrieb er Briefe,
manchmal kam er in die Sprechstunde. Immer hatte er neue Ideen, Anregungen
oder interessantes Material. In Zukunft werden wir ohne die vielfältige Hilfe von
Emil auskommen müssen. Emil ist tot. Seine Vorstellungen von antifaschistischer
Geschichtsarbeit aber lebt weiter. Auch in unserer Arbeit.

Quelle: Willi-Bredel-Gesellschaft / Geschichtswerksatt e.V.

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Grabstätte der Eheleute Heitmann
Geschwister-Scholl-Stiftung / Hamburg-Ohlsdorf:
http://grabsteine.genealogy.net/tomb.php?cem=694&tomb=453&b=H&lang=de

Emil Heitmann * 6. November 1912, + 24. Juli 1995.
Eleonore Heitmann geb. Mußbach * __. August 1914, + 21. April 2008.


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