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Stefan Meuschel - Kulturmensch mit Biß.
* am 30. April 1933 in Chemnitz, + am 8. April 2009 in München.
Schon mit 20 Jahren unternahm Stefan Meuschel praktische Filmversuche.
Unter anderem erarbeitete er mit dem Komponisten Josef Anton Riedl eine
filmische Dokumentation über elektronische Musik. Nach den ersten Film-
erfahrungen zog es ihn zum Theater. 1959 engagierte Hans Schweikart ihn
als Dramaturgen an die Münchner Kammerspiele, 1968 holte ihn Boleslaw
Barlog in gleicher Position ans Schiller-Theater in Berlin. Dabei arbeitete
er unter anderem mit Samuel Beckett, Max Frisch und Carl Zuckmayer.
Parallel prägte ihn die Tätigkeit als Regieassistent, unter anderem bei
Fritz Kortner. Und er begann mit eigenen Regiearbeiten, zunächst in der
Provinz, dann auch in Berlin.
Stefan Meuschel war dank seiner Geschichte ein "Kulturfunktionär" der
besten Sorte: einer, der auch die praktische künstlerische Arbeit kennen
gelernt und selbst über viele Jahre hinweg ausgeübt hat. Als studierter
Jurist verfügte er daneben über die nötigen theoretischen Kenntnisse, die
die Arbeit in einem Berufsverband erforderte
Zur Gewerkschaft kam er zunächst eher durch Zufall. Während einer
erzwungenen Ruhepause, die sich aus der verzögerten Finanzierung eines
Filmprojekts ergab, wurde er von der Deutschen Angestellen-Gewerkschaft
(DAG) gebeten, als ihr Verhandlungsführer beim WDR die Tarifgespräche zu
begleiten. Aus der einmaligen Aufgabe wurde eine Lebenstätigkeit. Schon
bald trat Stefan Meuschel ein Engagement als Gewerkschaftssekretär beim
Bundesvorstand der DAG in Hamburg an.
Nach seinen künstlerischen Stationen bei Film und Theater, beim DAG-
Bundesvorstand, machte ihn die Vereinigung deutscher Opernchöre und
Bühnentänzer (VdO) 1995 zu ihrem Geschäftsführer.
Seit fast 30 Jahren war er im Auftrag von Künstler-Gewerkschaften unter-
wegs, dabei immer kulturpolitisch aktiv, Gremienmitglied bei der KSK,
dem Regieverband und der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst.
Als Vorstands- und Aufsichtsrats-Mitglied mehrerer kulturwirtschaftlicher
Organisationen, darunter VG Wort und VG Bildkunst brachte er seine
Kompetenz in unterschiedliche Bereiche des Kulturlebens ein.
Als Bezirks-Abgeordneter der Münchener FDP leistete er kluge politische
Arbeit vor Ort.
Bei allem Engagement für die Künstler, ihre Tarife und Arbeitsbedingungen
verlor Stefan Meuschel jedoch das Große und Ganze der Kultur nie aus
den Augen. Nicht ohne Grund genoß er sowohl das volle Vertrauen "seiner"
Gewerkschafts-Mitglieder als auch den Respekt der Gegner am Verhand-
lungstisch.
Wichtiger als die Zahl hinter dem Komma war ihm immer auch das Fort-
bestehen der (Theater-)Kultur in all ihrer Vielfalt und in ihrer kritischen
Reflexion des menschlichen Lebens. Den "kulturellen Sand im Getriebe"
forderte er im 'Oper & Tanz'-Interview, "wenn die weltweite Vernetzung
nicht zum Amüsierbetrieb auf dem Vulkan" werden solle.
Quelle: Theo Geißler und Barbara Haack.
Redaktionsteam der Zeitschrift 'Oper und Tanz':
http://www.operundtanz.de/archiv/2009/03/kupo-meuschel.shtml
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Die Entwicklung führte 1987 zur Verankerung der Deutschen Orchester-Vereinigung
(DOV), der Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer in der DAG (VdO)
und der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GDBA) in der DAG-Satzung
und 1989 zur 'Arbeitsgemeinschaft Kultur der DAG'.
Das eigentliche Geschäft damit hatten freilich Stefan Meuschel zunächst als Sekretär
für Kunst und Medien (neben der Beamtenarbeit und anderen Obliegenheiten), 1983
dann als Bundesberufsgruppenleiter, tatkräftig unterstützt vom ersten Vorsitzenden
der neuen Berufsgruppe, Jürgen Scheller, seit 1974 Vorsitzender der Bundesfach-
gruppe Bühne - Film - Fernsehen der DAG.
Quelle: Zitat aus dem Buch
'Die Angestellten und ihre Gewerkschaft - Stationen einer bewegten Geschichte'
von Gerhard Halberstadt.
1991. Rudolf Haufe Verlag, Freiburg im Breisgau.
ISBN 3-448-02548-8
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Theo Geißler interviewt Stefan Meuschel.
Terminabsprachen mit Stefan Meuschel waren nicht ganz einfach. Meistens war er auf Achse:
unterwegs zu politischen Gesprächen in Bonn oder Berlin, zu Tarifverhandlungen, zu Theater-
häusern in ganz Deutschland oder zur Redaktionssitzung von 'Oper & Tanz' in Regensburg.
Den Lesern dieser Zeitschrift war Stefan Meuschel in erster Linie als Geschäftsführer der VdO
(= Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer in der DAG) bekannt; das war zwar
vermutlich das wichtigste, nicht aber das einzige Amt, das den rührigen Kulturpolitiker umtrieb.
Daneben war er Vorsitzender des Verwaltungsrats der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst,
geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands Regie, Mitglied des Beirats der Künstler-
sozialkasse und - für die FDP – des Bezirksausschusses Schwabing / Freimann;
eine sicher nicht vollständige Auflistung seiner Ämter, die er mit Inhalt und Leben erfüllte.
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Anläßlich des 70. Geburtstags unterhielt sich der Verleger Theo Geißler (ConBrio-Verlagsgesellschaft),
'Oper & Tanz'-Mitherausgeber und Herausgeber unter anderem der Neuen Musikzeitung (nmz)
mit Stefan Meuschel. Hier ein Auszug aus dem Interview:
Theo Geißler:
Bitte ein paar Worte über Ihre größten Erfolge und Ihre herbsten Niederlagen
im Rahmen Ihrer gewerkschaftlichen Arbeit.
Stefan Meuschel: Im politischen Bereich sind Erfolge stets das Ergebnis gemeinsamer Anstren-
gungen, auch der Kooperation mit anderen Organisationen. Daß es in den 21 Jahren meiner
Tätigkeit für die DAG gelungen ist, soziale Absicherungen für Minigruppen durchzusetzen und für
Minderheiten, denen die landläufigen gewerkschaftlichen Druckmittel nicht zur Verfügung stehen,
möchte ich schon auf der Habenseite buchen: das reicht vom Künstlersozialversicherungsgesetz
bis zu urhebervertragsrechtlichen Regelungen, vom tariflichen Sozialschutz für Opernchorsänger
bis zur EU-weiten Anerkennung des Filmregisseurs als Haupturheber am Filmwerk.
Niederlagen im fachlichen Bereich sind all die Ziele, die zu langsam oder bisher gar nicht erreicht
wurden – und der sich verstärkende Eindruck, im Krieg des Schwachsinns gegen das Schöpferische
werde doch Ersterer den Sieg davontragen.
Geißler:
Wo sehen Sie die Aufgaben einer künstlerorientierten Gewerkschaft ?
Meuschel: Nirgendwo anders, als die aller anderen Gewerkschaften:
In der Umsetzung des Willens der Mitglieder. Neben ihren tarif- und betriebspolitischen Aufgaben
ist die Künstlergewerkschaft einem Kulturauftrag verpflichtet, der nicht nur in der Sicherung von
Arbeitsplätzen und Kultureinrichtungen, sondern auch im Erhalt einer kulturellen Grundversorgung
und eines hohen künstlerischen Niveaus besteht. Das hat auch eine besondere partnerschaftliche
Beziehung zum Arbeitgeberlager zur Folge. Beim Rollenspiel der Sozialpartner ist der gemeinsame
Kunstwille für beide Seiten oft ein die Balance gefährdender Faktor.
Geißler:
Sind kulturelle Berufsvertretungen in Zeiten weltweiter Vernetzung überhaupt noch zukunftsfähig ?
Meuschel: Wenn die weltweite Vernetzung nicht zum Amüsierbetrieb auf dem Vulkan werden soll,
gilt es, überall kulturellen Sand ins Getriebe zu streuen. Wer könnte das besser als starke Bünd-
nisse solcher Kultur-Berufsverbände. Nachdenklich sollte es stimmen, daß die Berufsgewerkschaften
und -verbände im Hinblick auf ihre Akzeptanz bei ihrer Mitgliedschaft und die Entwicklung der Mit-
gliederzahlen weniger Zukunftssorgen haben als so manche große Organisation.
Quelle: Theo Geißler und Barbara Haack.
Redaktionsteam der Zeitschrift 'Oper und Tanz':
http://www.operundtanz.de/archiv/2009/03/kupo-meuschel.shtml
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Abschied von einem guten Freund.
Zum Tod von Stefan Meuschel · Von Theo Geißler und Barbara Haack
Stefan Meuschel ist – das haben wir in der letzten Ausgabe von 'Oper & Tanz'
gemeldet – nach schwerer Krankheit am 7. April 2009 gestorben.
Dem Redaktionsteam von 'Oper & Tanz' ist es ein Bedürfnis, an dieser Stelle
dieses besonderen Menschen zu gedenken, mit dem wir zehn Jahre lang
insgesamt 60 Hefte in enger Zusammenarbeit produziert haben.
Eine Zusammenarbeit, die nicht immer reibungslos, aber stets von hohem
Qualitätsanspruch, Kompetenz und fruchtbaren Ergebnissen geprägt war.
Wir verlieren mit Stefan Meuschel einen Herausgeber, Redakteur, akribi-
schen Korrekturleser, einen verläßlichen "Merker", der fast jeden sachli-
chen Fehler, jede inhaltliche Ungereimtheit in der Schlußredaktion noch
entdeckte und korrigierte. Dabei war Stefan Meuschel Zeitungsmacher
ja nur im Nebenberuf. Was war eigentlich sein Hauptberuf ? Eine kurze
Übersicht über seine berufliche Laufbahn haben wir anläßlich seines 70.
Geburtstags veröffentlicht:
Nicht immer bequem war Stefan, wenn er – wo alle anderen schon den
gemütlichen Teil des Abends bei gutem Essen und gutem Wein vor Augen
hatten – noch einmal den Rotstift hob und mit Akribie und umfassendem
Wissen einen Satz, eine Zahl, einen beschriebenen Zusammenhang korri-
gierte, wenn er Texte, die seinem Anspruch nicht genügten, rabiat verän-
derte oder gleich ganz strich. Der Qualität des Heftes tat dies regelmäßig
sehr gut.
Wenn alle anderen den Gedanken an Wein und Essen schon fast aufge-
geben hatten, wurde er doch immer wieder Realität. Dazu gab es lange
und gute Gespräche wie Diskussionen. Und so wurde aus der beruflichen
Zusammenarbeit schnell viel mehr. Das Kultur- und vor allem das Theater-
leben verliert mit Stefan Meuschel einen klugen, umfassend gebildeten,
kritisch-analytischen und höchst engagierten Kämpfer für die Sache.
ConBrio und das Team von 'Oper & Tanz' verlieren darüber hinaus einen
guten Freund.
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Stefan Meuschel, langjähriger Geschäftsführer der VdO, ist tot.
Kurz vor Vollendung seines 76. Lebensjahres starb in der Nacht zum
8. April 2009 in München Stefan Meuschel, langjähriger Geschäftsführer
der 'Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer“ (VdO) – und
Herausgeber der Zeitschrift 'Oper & Tanz' (ConBrio Verlag).
Stefan Meuschel konnte auf ein höchst erfolgreiches Leben
als kreativer Kulturschaffender,
als unkonventioneller Gewerkschafter
und als besonnener, effektiver Kulturpolitiker zurückblicken.
Wir trauern um einen hochkompetenten Kollegen – und um einen Freund.
Theo Geißler
Quelle: http://www.operundtanz.de/archiv/2009/03/kupo-meuschel.shtml
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Stefan Meuschel - Kulturmensch mit Biß.
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