Peter Stüber starb am 25. Oktober 2018.

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Peter Stüber starb am 25. Oktober 2018.

Beitragvon -sd- » 18.11.2018, 19:58

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Peter Stüber - eine Führungskraft der leisen Töne.

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Am 25. Oktober 2018 ist Peter Stüber, langjähriger Chefredakteur der DAG-Publikationen,
84jährig nach schwerer Erkrankung verstorben. Mit seiner mehr als vier Jahrzehnten um-
fassenden hauptamtlichen Tätigkeit bei der DAG zählt er sicher zu jenen Gewerkschaftern,
die wohl die prägnantesten Ereignisse und Entwicklungsprozesse der DAG aus eigenem
Erleben begleitet haben. Peter Stüber war in Berlin aufgewachsen, lernte Industriekaufmann
und trat früh in seinem Erwerbsleben der DAG bei. In der gewerkschaftliche Jugendarbeit
bewährte er sich Mitte der 1950er Jahre als ehrenamtlicher Gruppenleiter einer Jugend-
gruppe im Berliner Bezirk Neukölln. Er fand Gefallen an dieser Arbeit und wechselte auf
die hauptamtliche Seite als Landesjugendleiter der DAG in Niedersachsen. In dieser Funk-
tion prägte er die Jugendarbeit der DAG, nicht zuletzt auch nachhaltig, wie es ein Freundes-
kreis von ehrenamtlich Aktiven aus Niedersachsen über Jahrzehnte hinweg belegt.

Der Bundesjugendleiter Harry Ortmann holte ihn Anfang der 1960er Jahre nach Hamburg
in die Bundesjugendleitung. Peters Fähigkeit, komplexe Sachverhalte präzise wie anschau-
lich und medial zu vermitteln, führte ihn in den Bundesvorstandsbereich der Werbung.
Hier übertrug ihm Hans-Georg Kuhn bald als Chefredakteur die Schriftleitung über die DAG-
Publikationen 'Der Angestellte', 'Jugendpost', 'Standpunkt'. Hier trug Peter Stüber zu einer
geschätzten Außenwirkung der DAG bei, über die Mitgliedschaft hinaus.

Als gewerkschaftspolitisch wie medial interessiertes junges DAG-Mitglied kam ich mit Peter
erstmals 1971 auf der Bundesjugendkonferenz in Göttingen, einer besonders turbulenten
Konferenz, in Berührung und ab der Folgezeit publizierte Peter zunächst gelegentlich meine
Artikel in der 'Jugendpost'. Wenige Jahre später, genauer 1976, wechselte ich von meiner
hauptamtlichen Jugendarbeit in die Redaktion. Peter übertrug mir die Funktionärspublika-
tion 'Standpunkt' sowie Aufgaben für die Publikationen 'Der Angestellte' und 'Jugendpost'.
Hier lernte ich Peters Kompetenz wie auch Kollegialität kennen. Sein Redigieren meiner
Texte habe ich mehr und mehr als Erziehung zu Genauigkeit bei Fakten und Sprache emp-
funden – eine konstruktive Form der Kollegialität. Er förderte meine Weiterbildung, etwa
durch ein Praktikum bei Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel, an der Akademie
für Publizistik und nicht zuletzt mein Publizistikstudium an der FU Berlin. Wichtig war ihm,
daß in den Publikationen mediale Seriosität, Verständlichkeit und der Nutzen für die
Leserschaft zum Ausdruck kamen. Wichtig war ihm die Bodenhaftung der Redakteure,
sie mit Recherchen vor Ort wahrnahmen, wie die Mitgliedschaft und die Funktionäre
„ticken“. Sein Spezialgebiet war die Sozialpolitik und dabei nicht zuletzt die Wirkungs-
weise der Selbstverwaltung.

Peter Stüber war als Chef eine Führungskraft der leisen Töne, führte durch Fairness und
fachliche Kompetenz – Eigenschaften, die bei anderen Führungskräften, auch in den
Gewerkschaften, weniger ausgeprägt sind. Unsere Zusammenarbeit währte mehr als
zwei Jahrzehnte. Auf diese Jahre meines Erwerbslebens blicke ich besonders gern zurück.

Gunter Lange

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Re: Peter Stüber starb am 25. Oktober 2018.

Beitragvon -sd- » 20.02.2020, 20:19

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Dvorak in Bordenau.

Mein 1981 viel zu früh verstorbener Freund Udo Krauße hatte mich bereits
1954 als Mittelschüler in die Uelzener DAG-Jugendgruppe geholt. Damals
war Ingeborg Urbschat Landesjugendleiterin und betreute uns von Hannover
aus. Der für uns zuständige Bezirksleiter saß in Lüneburg und war mehrfach
auf unseren Heimabenden. Es war kein geringerer als Günter Halberstadt.
Ihm folgte Erwin Dunst.

Zum 1. Oktober 1957 holten mich die Kollegen Rudi Prieß, Fritz Salomon,
Rudi Meier und Kurt Überschär in die hauptamtlichen Dienste der DAG
nach Hannover in die Hildesheimer Straße und übertrugen mir die Betreu-
ung von 2.000 Bank- und Postscheckzahlern. Nun waren wir beide unter
einem Dach tätig. Peter im Landesverband, ich in der Bezirksverwaltung.
Ich blieb damals in Sachen Jugend "schwer aktiv", gründete in Hannover
die 'gemeinschaft '57' und eine weitere DAG-Jugendgruppe in Lehrte. So
blieb es nicht aus, daß ich intensiven Kontakt zur Landesjugendleitung,
also zum Peter, hatte. Dort konnte man den Siemens 2000 mit allem Zube-
hör plus Leinwand ausleihen, um die DAG-Wochenschau 'Das Aktuelle
Geschehen' und Filme vorzuführen. Aber auch Dia-Reihen mit Projektor,
Tonbänder mit Grundig-Gerät sowie Schallplatten mit Perpetum Ebner-
Plattenspieler. Es war ein enormer Standortvorteil, der mir dank Peter
Stüber zugute kam.

Vor allem aber Bordenau, unser Landheim … ich war draußen, wann immer
es möglich war. Meistens zu Wochenendtreffen unserer DAG-Jugendgruppen
aus Uelzen, Hannover und Lehrte, aber auch aus Lüneburg, Hameln, Achim
und Stadthagen.

Manchmal fuhr ich schon freitags, gleich nach Feierabend, gemeinsam mit
Peter und mit technischem Gerät sowie anderen Arbeitsmaterialien beladen,
ins 25 Kilometer entfernte DAG-Heim Bordenau. Solche Freitagabende sind
mir unvergeßlich geblieben. Noch "keine Leute" im Haus, nur wir, die Heim-
eltern Kraschewski und ihr Spitz, der angeblich in so manchem Bordenau-
Eintopf verkocht wurde.

Meistens hockten wir auf der Bank im viel zu kleinen, aber urgemütlichem
Lesezimmer. Und immer gehörte Musik dazu ! Wozu gab's Tonbänder ?
Also her mit dem Grundig und seinem 'magischen grünen Auge'.
Eine 'Lümmelecke' und Platz für Genießer war ja da.

Ich war man gerade zwanzig, und sogenannte "Klassische Musik" war mir
völlig fremd. Damals, in Bordenau, hörte ich zum ersten Mal in meinem
Leben bewußt die Ungarischen Tänze, die Pollewetzer Tänze und vor allem
Dvorak, und ich fand Zugang zu dieser mir bis dahin fremden Musik. Dvoraks
Sinfonie 'Aus der Neuen Welt' war für mich das Schlüsselerlebnis und beglei-
tet mich nun schon Jahrzehnte.

Ich glaube, der Peter Stüber weiß das alles gar nicht, aber ihm persönlich
verdanke ich es, daß Musik von da an - wie Essen und Trinken - zu meinem
Leben dazugehörte. Und selbstverständlich habe auch ich etlichen Menschen
in den vierzig Jahren bis heute den Weg zur "Klassischen Musik" geebnet.

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Dieter Sommerfeld (60) war seit 1980 beim Bundesvorstand der DAG,
arbeitete jahrelang bei Hans-Georg Kuhn im Ressort WuB
(Werbung und Betreuung) mit Peter Stüber 'auf einem Flur'
und war seit 1987 nach mehreren Chefwechseln im OWF-Bereich Werbung
vorrangig als Texter tätig.


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